
Geschichte des Institutes
Von der Entdeckung einzelner Hormone zum ganzheitlichen Hormon-System
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Das Institut für Experimentelle Endokrinologie (IEE), CVK, (Direktor: Prof. Dr. Josef Köhrle) ging aus dem Histologisch-Pathologisch-Endokrinologischen Laboratorium der von 1877 bis 1951 auf dem Gelände der Charité ansässigen Frauenklinik hervor und befand sich zwischen 1951 bis 2008 im ältesten Gebäude, das als "Pockenhaus" der Charité 1836/37 erbaut worden ist. Im Endokrinologischen Laboratorium der Frauenklinik und später im Institut für Experimentelle Endokrinologie arbeiteten seit 1912 Selmar Aschheim (1878–1965) und später auch Bernhard Zondek (1891–1966), die durch die Erstbeschreibung des Ovarialhormons, die Entdeckung der Gonadotropine und die Entwicklung des ersten biologischen Frühschwangerschaftstestes ("Aschheim-Zondek-Reaktion") Weltruhm erlangten, aber im Dritten Reich als Juden wie viele andere ÄrztInnen und WissenschaftlerInnen die Charité verlassen mussten.
Seit 2001 trägt das ehemalige Institutsgebäude den Namen Aschheim-Zondek-Haus.
Das 1951 auf Initiative von Theodor Brugsch gegründete Institut wurde bis 1961 von Walter Hohlweg geleitet, einem Pionier der Neuroendokrinologie und einem der Väter der "Anti-Baby-Pille". Sein Nachfolger Günter Dörner leitete das Institut bis 1998 und begründete die "funktionelle Teratologie" als Lehre der hormon- und umweltabhängigen, fetalen und neonatalen Fehlprogrammierung" neuroendokriner Regelsysteme. Danach übernahm Wolfgang Rohde die kommisarische Institutsleitung bis zu Berufung von Josef Köhrle 2002 zunächst auf die Stiftungsprofessur und anschliessend Universitätsprofessur für Molekulare Endokrinologie. 2008 wurde Lutz Schomburg als Professor für Experimentelle Endokrinologie an das Institut berufen.
Zwischen 2008 und 2020 war das Institut für Experimentelle Endokrinologie auf dem Charité Campus Virchow Klinikum angesiedelt (Südring 8,10). Im Dezember erfolgte der Institutsumzug an den jetzigen Standort Hessische Strasse 3-4 am Charité-Campus Mitte.
2002 wurde das interdisziplinäre Forschungskonsortium EnForCé gegründet, das durch öffentliche Drittmittel der DFG, des BMBF, des EU-Regionalfonds (EFRE), der Technologie-Stiftung Berlin - Zukunftsfonds Berlin, Grundausstattungsmittel der Charité sowie zur Kofinanzierung eingeworbene Drittmittel der endokrinologisch orientierten pharmazeutischen Industrie finanziert wurde. EnForCé wurde vom Institut für Experimentelle Endokrinologie (Prof. Köhrle) und vom Institut für Experimentelle Pädiatrische Endokrinologie (Prof. Grüters) getragen. Ziel dieser erfolgreichen Forschungsprojekte war, die Grundlagenforschung über Hormone und ihre Funktionen mit der klinischen Anwendung, Diagnostik und Therapie zu verknüpfen und Innovations- und Technologietransfer voranzubringen. Hierzu wurden experimentelle Studien zur Entwicklung spezieller, östrogen- und androgen-wirksamer Substanzen mit selektiver Rezeptorwirkung für den therapeutischen Einsatz durchgeführt sowie translationale Projekte im Bereich der Schilddrüsenhormon- und Diagnostika-Forschung bearbeitet.
Ein weiterer Schwerpunkt der experimentellen Forschung im EnForCé war das entwicklungsbiologische Grundkonzept der hormon- und umweltabhängigen Selbstorganisation neuroendokriner Funktions- und Rückkopplungssysteme insbesondere der Schilddrüsen- und Steroidhormonachsen. Diese Forschungsprojekte des Instituts für Experimentelle Endockrinologie wurden von der Deutschen Forschungsgemeinschaft, der Europäischen Gemeinschaft, der Deutschen Krebshilfe - Dr. Mildred Scheel-Stiftung, dem BMBF, der EU, EFRE sowie der Technologie-Stiftung Berlin - Zukunftsfonds Berlin gefördert.
Die heutigen Aufgaben in Lehre und Forschung
Das Institut vertritt das Fachgebiet Experimentelle Endokrinologie - die biologische Informations- und Kommunikationswissenschaft der Hormone - in Lehre und Forschung bei der Ausbildung von Studierenden der Medizin und Zahnheilkunde sowie der Charité Masterstudiengänge und bietet eine Reihe spezieller Verfahren der Hormonanalytik für Forschung und Klinik an.
In der klinisch-orientierten Grundlagenforschung werden Aspekte der Funktionsstörungen verschiedener Hormonsysteme bearbeitet. Die Funktion und Regulation der Schilddrüsenhormonachse, die Bedeutung der Spurenelemente Iod, Selen und Eisen für die Hormonsysteme und in der Krebsentstehung sowie die Rolle von Hormonen, hormonähnlichen Substanzen ("endokrinen Disruptoren") und Selen in der Tumor- und Neurobiologie sind neue Forschungsthemen des Instituts.
Kooperationen und experimentelle Forschungsschwerpunkte
Gemeinsam mit dem Institut für Experimentelle Pädiatrische Endokrinologie (Leiterin Prof. Dr. Annette Grüters) der Kinderkliniken der Charité (Campus Virchow-Klinikum) wurde seit 2002 das Endokrinologische Forschungs-Centrum (EnForCé) der Charité sehr erfolgreich gefördert. In diesem interdisziplinären Forschungsprojekt wurde die Grundlagenforschung über Hormone und ihre Funktionen mit der klinischen Anwendung, Diagnostik und Therapie verknüpft und Innovations- und Technologietransfer betrieben. Hierbei wurden gemeinsam mit der Schering AG - Jenapharm GmbH & Co. KG, experimentelle Studien zur Entwicklung spezieller, östrogen- und androgen-wirksamer Substanzen mit selektiver Rezeptorwirkung für den therapeutischen Einsatz und in Kooperation mit den Firmen Henning Berlin GmbH und BRAHMS Diagnostica GmbH Projekte im Bereich der Schilddrüsenhormon- und Diagnostika-Forschung durchgeführt.
Ein weiterer Schwerpunkt der experimentellen Forschung ist das entwicklungsbiologische Grundkonzept der hormon- und umweltabhängigen Selbstorganisation neuroendokriner Funktions- und Rückkopplungssysteme insbesondere der Schilddrüsen- und Steroidhormonachsen. Die Projekte des Instituts werden von der Deutschen Forschungsgemeinschaft, der Europäischen Gemeinschaft, der Deutschen Krebshilfe - Dr. Mildred Scheel-Stiftung, dem BMBF, der EU, EFRE sowie der Technologie-Stiftung Berlin - Zukunftsfonds Berlin gefördert.
Von 2005 bis 2014 wurde durch die Deutsche Forschungsgemeinschaft das Graduiertenkollegs 1208 „Hormonelle Regulation von Energiestoffwechsel, Körpergewicht und Wachstum“ ("Hormonal Regulation of Energy Metabolism, Body Weight and Growth") gefördert, das Prof. Josef Köhrle und Prof. Annette Grüters (Institut für Experimentelle Pädiatrische Endokrinologie) gemeinsam als Sprecher leiteten und koordinierten. An diesem Verbund, aus dem fast hundert Promotionen hervorgingen, waren die meisten endokrinologisch orientierten Forschungsteams der Berlin-Potsdamer Region beteiligt.
Zwischen 2009 und 2019 war die Arbeitsgruppe von Prof. Köhrle an der Klinischen Forschergruppe KFO 218: „Hormonal regulation of body weight maintenance“ beteiligt, die zunächst von Professorin Annette Grüters-Kieslich und anschliessend Professor Dr. Heiko Krude geleitet wurde (Institut für Experimentelle Pädiatrische Endokrinologie). Sprecher war Professor Joachim Spranger (Medizinische Klinik für Endokrinologie und Stoffwechselmedizin). In diesem DFG-geförderten Verbund wurden Grundlagenforschung translationale und klinische Studien zur hormonellen Regulation der Aufrechterhaltung des Körpergewichts durchführt.
Die Arbeitsgruppen von Prof. Köhrle und Prof. Schomburg waren am nachhaltigen Forschungsschwerpunkt zur Rolle von Schilddrüsenhormonen im deutschlandweiten, von 2012-2018 DFG-geförderten, Schwerpunktprogramms THYROID TRANS ACT - Translation of Thyroid Hormone Actions beyond Classical Concepts' von 2012 bis 2018 beteiligt. Hier wurden neuen Wirkmechanismen der Schilddrüsenhormone und ihren neu entdeckten Metaboliten untersucht sowie moderne Nachweisverfahren für diese Metabolite entwickelt, validiert und im Verbund erfolgreich eingesetzt.
Das Graduiertenkolleg GRK 1208
Seit 2005 befindet sich unter der Koordination durch Josef Köhrle am Institut die Leitung des DFG-geförderten Graduiertenkollegs 1208 'Hormonelle Regulation von Energiestoffwechsel, Körpergewicht und Wachstum'. Mit Annette Grüters hat Josef Köhrle eine gemeinsame Sprecherschaft inne.